Aromatasehemmer als Pflanzeninhaltsstoffe in der Phytotherapie

1 August 2013 von | Kategorie: Inhaltsstoffe

 

Link zum Weiterführender Artikel aus der Zeitschrift für Phytotherapie

 

Aromatasehemmer

Aromatasehemmer werden in der Onkologie bei Frauen mit Mammakarzinomen in oder nach der Menopause bei Estrogen- oder Progesteron- positiven oder unbekanntem Rezeptorstatus eingesetzt.

Aromatasehemmer verhindern die Bildung von Estrogenen aus Androgenen (Testosteron, ein Androgen, ist die Vorstufe von Estrogen) die durch das Enzym Aromatase umgewandelt werden.

 

Endometriose

Eine andere therapeutische Richtung die einen ganz neuen Blickwinkel verdient ist die Behandlung der Endometriose mit aromatosehemmenden Wirkstoffen. Da durch die Exposition von Estrogenen die Endometriumzellen im Wachstum stimmuliert werden, kann man sich den hemmenden Effekt durch die Pflanzen, welche modulierend in dieses System eingreifen, zunutze machen.

Die Hemmung der Aromatase und des Enzyms  COX-2 (Cyclooxygenase) scheinen schulmedizinisch eine positive Rolle in der Therapie der Endometriose zu spielen.

In der konventionellen Behandlung der Endometriose mussten sich neue Therapiekonzepte entwickeln, die auf Grund der hohen Rückfallrate 5 Jahre nach Ende der Primärtherapie notwendig wurden.

Der größte Ort der Estrogenproduktion liegt bei Frauen vor den Wechseljahren in den Ovarien (Eierstöcken) mit ca. 70%. Wenn in der Menopause die Estrogenproduktion durch die Ovarien eingestellt wird, geht der Spiegel im Körper stark zurück. Andere Orte wie Fettgewebe, Haut, Leber, Muskel und Nebennieren produzieren aber weiterhin geringe Mengen von Estrogenen. So auch das fettreiche Bindegewebe der Brust.

Aromatasehemmer bzw. Aromatasemodulatoren, kommen aber auch in der Natur vor. So bilden bestimmte Pflanzen Stoffe aus, die in Untersuchungen eine ähnliche Wirkung zeigen wie die künstlichen Aromatasehemmer. Leider fehlen wie so oft klinische Studien.

 

Chrysin

 

Der bekannteste Wirkstoff, welcher eine Wirkung auf die Aromatase hat, ist der gelbe Farbstoff Chrysin (5,7-Dihydroxyflavon). Es ist ein natürliches Flavon, das in vielen Pflanzen aber auch in tierischen Produkten wie Propolis vorkommt (1) . Nicht nur, dass Propolis entzündungswidrig ist, eine antibakterielle und antivirale Wirkung hat und gegen Warzen wirkt, man konnte in Untersuchungen außerdem feststellen, dass Propolis gegen verschiedene Zellentartungen wirkt (7/8/9/10).

 

Passionsblume

 

 

Der bekannteste und gebräuchlichste Lieferant des natürlichen Chrysin in der Phytotherapie bildet die Passiflora coerulea var. incarnata.

(Hb. Passiflorae) aus der Familie der Passiofloraceaen.

Die meisten der 525 Arten stammen aus Süd-, Mittel- und Nordamerika. Passiflora incarnata findet Verwendung in der Phytotherapie als Herba Passiflorae incarnatae oder Tinktura Passiflorae. Ihre Heimat ist der Süden der Vereinigten Staaten von Virginia bis Florida und Texas im Süden und im Westen bis zum Missouri, wo sie in Gebüschen auf trockenem Gelände vorkommt. Angewendet und benutzt wird die Passionsblume bei nervöser Unruhe und Störungen bes. bei Kindern, Angstzuständen, leichten

Depressionen, Einschlaf- und Schlafstörungen, Krämpfen (Epilepsie, Eklampsie), Delirium tremens, Neuralgien, Herzneurosen, Pertussis, Asthma, sie wurde traditionell als Aphrodisiacum benutzt, sie wirkt allgemein schmerz- und krampfstillend und beruhigend auf den Organismus.

Inhaltsstoffe sind Alkaloide (in P. incarnata nur Spuren von Harman Alkaloiden, in hohen Konzentrationen bei der Steppenraute Peganum harmala), Flavonoide wie Apigenin und Luteolin, geringe Mengen von cyanogenen Glykosiden, Saponine fehlen nach neueren Angaben angeblich, ätherisches Öl ist in Spuren enthalten. Auch liefert diese Pflanze die säuerlich schmeckenden Maracuja Früchte die botanisch gesehen eigentlich Beeren sind. In Südamerika gibt man den frischen Saft hyperaktiven Kindern zur Beruhigung (2/3/4/5/6).

 

Scutellaria

 

Das Helmkraut oder lat. Scutellaria baicalensis/ barbata ist eine Pflanze der Lippenblütler Familie (Labiaceae). Der Traditionellen Chinesischen Medizin ist diese Pflanze nicht unbekannt (Rad. Scutellariae barbatae). Hierzulande erreicht sie gerade große Aufmerksamkeit hauptsächlich durch die intensive Erforschung ihrer Farbstoffe Wogonin und Baicalin.. Sie liefert neben den vielen Flavonen ebenfalls eine Chrysinverbindung (Chrysin-7-O-glucuronide) (11).

 

Mit zunehmendem Alter steigt auch bei Männern der Estrogenspiegel, während die Progesteron- und Testosteronspiegel langsam abfallen. Es kommt also mit zunehmendem Alter zu einer Estrogendominanz. Besonders hohe Estrogenspiegel findet man bei übergewichtigen Männern, weil das Fettgewebe viel Aromatase enthält, die nun wiederum Testosteron und Androstendion in Estrogen verwandeln. So kann über eine Hemmung der Aromatase der Estrogenspiegel reguliert werden. Zusätzlich modulieren einige Pflanzen auch noch die 5-alpha-Reduktase, welche für die Umwandlung von Testosteron in DHT (Dihydrotestosteron, die biologisch aktive Form von Testosteron), verantwortlich ist. Die Pflanzen wirken so wachstumshemmend auf das Prostatagewebe (DHT stimmuliert das Prostata Wachstum).

 

Weitere Pflanzen die eine aromatasehemmende Wirkung aufweisen sind Sabal serrulata, Grapefruit Samen, Alpina officinalis, Urtica dioica, Epilobium angustifolium, Trifolium partensis, Turnera difussa, Humulus lupulus.

 

Epilobium angustifolium

 

Das schmalblättrige Weidenröschen (Hb. Epilobii) und die Brennesselwurzel (Rad. Urticae) sind uns aus der BPH (Benigne Prostatahyperplasie) bekannt. Beim Weidenröschen das zu den Nachtkerzengewächsen (Onagraceae) gehört und sowohl die Aromatase als auch die 5-alpha-Reduktase hemmt, vermutet man, dass die hemmende Wirkung über die Gerbsäuren (Ellagtannine Oenothein A and Oenothein B) zustande kommt (14/15).

 

Urtica dioica

 

Bei der Brennessel (Urtica dioica) scheinen es gleich mehrere Wirkstoffe zu sein, die hemmend auf die Aromatase wirken (12,13). Auch die Früchte der Sägepalme (Fruc. Sabalae serrulatae) wirken wie das Weidenröschen auf beide Enzyme.

 

Turnera diffusa

 

Eine hier recht unbekannte Pflanze in der Phytotherapie ist Turnera diffusa, besser bekannt als Damiana Blätter (Fol. Damianae), die zur Gattung der Safranmalvengewächse den Turneraceaen gehört. In Mexico als Hausmittel gebraucht zur Stärkung der Nerven, bei cerebraler Erschöpfung oder allgemeiner Atonie des Nervensystems, aber auch bei Dysmenorrhoe, Prostataleiden, Sterilität infolge mangelnder Libido, Spermatorrhoe und als Aphrodisiakum.

Ein alkoholischer Extrakt konnte in Untersuchungen eine signifikante Senkung der Aromatase hervorrufen (16).

 

Generell scheinen Flavonoide eine gute Quelle für Stoffe zu sein, die auf den Aromatase Stoffwechsel wirken. Stoffe wie Naingenin, Apigenin, Chrysin und Hesperetin haben bis jetzt das größte Potential (17/18/19). Lignane wie Enterodiol und Enterolacton, beide im Leinsamen vorhanden, hatten in Untersuchungen dagegen nur eine schwach hemmende Wirkung auf die Aromatase (20).

Ein kleines Gläschen roter Wein scheint aber auch zur Bremsung der Aromatase förderlich zu sein (21).

Referenzen

(1)http://www.ulexlab.de/Publikationen/Flavone_in_Propolis/flavone_in_propolis.html
(2)http://www.rain-tree.com/maracuja.htm
(3)Madaus, Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 3 Bände
(4)Schoenfelder, Das neue Handbuch der Heilpflanzen, Kosmos Verlag
(5)Dhawan, K., et al. "Aphrodisiac activity of methanol extract of leaves of Passiflora incarnata Linn. in mice." Phytother. Res. 2003; 17(4): 401-3.
(6)M.Wichtl, Teedrogen, 4 Aufl.
(7)Popolo et al. 2009, Antiproliferative activity of brown Cuban propolis extract on human breast cancer cells.
(8)Pratsinis et al. 2010, Antiproliferative Activity of Greek Propolis.
(9)Zedan et al. 2009, Propolis as an alternative treatment for cutaneous warts.
(10)Seda et al. 2009, Propolis from Turkey induces apoptosis through activating caspases in human breast carcinoma cell lines.
(11)Horvath et al. 2005, Identification and quantification of eight flavones in root and shoot tissues of the medicinal plant huang-qin (Scutellaria baicalensis Georgi)
(12)Gansser et al. 1995, Aromatase inhibitors from Urtica dioica roots.
(13)Drasta et al. 2002,  Enzyme inhibition in the drug therapy of benign prostatic hyperplasia
(14)Egyetem et al. 2009,  Epilobium parviflorum--in vitro study of biological action
(15)Ducrey et al. 1997,Inhibition of 5 alpha-reductase and aromatase by the ellagitannins oenothein A and oenothein B from Epilobium species.
(16)Zhao et al. 2008, Anti-aromatase activity of the constituents from damiana (Turnera diffusa)
(17)Meeuwen et al. 2008, Aromatase inhibition by synthetic lactones and flavonoids in human placental microsomes and breast fibroblasts--a comparative study.
(18)Jeong et al. 1999, Inhibition of aromatase activity by flavonoids.
(19)Le Bail et el. 1998, Aromatase and 17beta-hydroxysteroid dehydrogenase inhibition by flavonoids.
(20)Lacey et al. 2005, Dose-response effects of phytoestrogens on the activity and expression of 3beta-hydroxysteroid dehydrogenase and aromatase in human granulosa-luteal cells.
(21)Eng et al. 2002, Anti-aromatase chemicals in red wine.

 

RSS Feed für die Kommentare dieses Beitrags